Anfänge der Fotografie

Anfänge der Fotografie

„Anfänge der Fotografie“ – Ein Workshop voller Licht, Geschichte und Magie

Im Rahmen der Projekttage 2025 an der Modautalschule in Ernsthofen tauchten neun Schüler*innen der vierten Klassen drei Tage lang in die faszinierende Welt der frühen Fotografie ein. Der Workshop „Anfänge der Fotografie“ ließ Geschichte lebendig werden – nicht durch Bücher, sondern durch eigenes Erleben, Bauen, Ausprobieren und Staunen.

Tag 1: Die Welt steht Kopf – Camera Obscura zum Erleben

Die Reise begann mit einem Perspektivwechsel – im wahrsten Sinne des Wortes. Zwei kleine Räume wurden im Klassenzimmer errichtet, komplett abgedunkelt, mit einer kleinen Öffnung zur Außenwelt: Die Camera Obscura, auch „dunkle Kammer“ genannt, war geboren. Wer sie betrat, konnte durch das kleine Loch das Außenlicht auf der gegenüberliegenden Wand sehen – auf dem Kopf stehend, aber gestochen scharf.

Das projizierte Bild wurde auf einem Blatt Papier eingefangen – und von den Kindern mit großer Sorgfalt abgezeichnet. Auf diese Weise wurde sichtbar, wie Licht in Bilder verwandelt werden kann – ganz ohne Technik.

Bereits Aristoteles hatte im 4. Jahrhundert v. Chr. beschrieben, wie Sonnenlicht durch kleine Öffnungen wandert und dabei Schattenbilder erzeugt. Auch der Universalgelehrte Leonardo da Vinci beschäftigte sich intensiv mit dem Phänomen und fertigte mithilfe einer begeh und tragbaren Camera Obscura einige seiner Gemälde. Der arabische Wissenschaftler Ibn al-Haitham gilt sogar als Vater der Optik – seine Experimente mit Licht und Schatten im 11. Jahrhundert legten das Fundament für die spätere Fotografie.

Tag 2: Die Camera wird tragbar

Nach dem Staunen kam das Handwerk: Am zweiten Tag bauten die Schüler*innen ihre eigene tragbare Camera Obscura. Mithilfe von Karton, Transparentpapier, Klebeband und viel Neugier entstanden kleine Wunderkästen, die die Welt auch unterwegs auf den Kopf stellten. Plötzlich wurde sichtbar, was sonst verborgen bleibt: Licht wird lenkbar, Bilder formbar – und die eigene Wahrnehmung wird zur Entdeckung.

Tag 3: Licht wird Bild – die erste eigene Aufnahme

Der dritte Tag führte das Projekt zur Krönung: Die Kinder bauten eine Lochbildkamera aus schwarzem Karton, aber diesmal mit einem entscheidenden Unterschied: Statt auf eine Projektionsfläche wurde das Bild direkt auf lichtempfindliches Fotopapier aufgenommen.

Wie einst Joseph Nicéphore Niépce, der im Jahr 1826 das erste dauerhafte Foto der Welt auf einer Asphaltplatte festhielt, entwickelten die Kinder ihre Bilder in einer selbstgebauten Dunkelkammer im Klassenzimmer. Die Magie, wenn aus dem scheinbar leeren Papier plötzlich ein Bild auftaucht, sorgte für staunende Augen und leuchtende Gesichter.


Ein Blick zurück – für den Blick nach vorn

Dieser Workshop war mehr als ein Ausflug in die Technikgeschichte. Er war eine Einladung zum Staunen, zum Forschen, zum kreativen Denken. Die Teilnehmer*innen lernten, dass die Fotografie nicht mit dem Smartphone begann, sondern mit einer Idee – mit Licht, Dunkelheit und dem Wunsch, die Welt sichtbar zu machen.

Und vielleicht blickt eines der Kinder, Jahre später mit einer Kamera in der Hand, zurück auf diese Projekttage – und denkt: „So hat alles angefangen.“

Vielen Dank an: Gabriel, Christian, Marlene, Tida, Anna, Marlena, Johanna, Leonie, Emilia - ich wünsche euch alles gute in der weiterführenden Schule.


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